Unterstützer gesucht: Ein Hilferuf der Helfer

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Neue Presse – 17.08.2024 – 07:00 Uhr

Wenn das Leben im vertrauten Zuhause Gefahr für Leib und Seele bedeutet, können sich Betroffene an den Verein „Keine Gewalt gegen Frauen“ wenden. Doch auch er selbst ist auf Unterstützung angewiesen.

Wenn das Telefon klingelt, leisten neun hauptamtliche Mitarbeiterinnen des Vereins „Keine Gewalt gegen Frauen“ unmittelbare Hilfe für gewaltbetroffene Frauen und Kinder aus Lichtenfels, Coburg und Kronach. Die Hilfsmöglichkeiten bestehen je nach Bedarf in Form einer Unterbringung im Coburger Frauenhaus, der Beratung in der Fachberatungsstelle Frauennotruf und der Interventionsstelle.

Ein wichtiger Dienst an Frauen und Kindern, der ebenso viel Aufwand wie Geld erfordert. Eine Vielzahl von gewaltbetroffenen Frauen mit ihren Kindern finden hier jährlich Schutz, Unterstützung und Begleitung. Der Verein „Keine Gewalt gegen Frauen“ ist Träger der Einrichtungen und muss vom Gesamthaushalt zehn Prozent selbst erwirtschaften. Aktuell sind dies rund 50 000 Euro pro Jahr aus. Geld, das unter anderem durch Mitgliedsbeiträge und Spenden erwirtschaftet werden muss.

Die Finanzierung grenzt schon jetzt an eine „Mammutaufgabe,“ offenbart Vorständin Angela Platsch, die deshalb selbst einen Notruf absetzte und Mandatsträgerinnen und Mandatsträger zu einem Gespräch gebeten hat.

Das Frauenhaus ist in die Jahre gekommen und stark renovierungsbedürftig, ein Neubau war unumgänglich. Die Miete, die zukünftig gezahlt werden muss, wird ein Dreifaches betragen. Für in Aussicht gestellte Fördermittel muss in Vorkasse gegangen werden. Die Krux dabei: Die Erhöhung der Kosten, verbunden mit der Zehn-Prozent-Klausel, wird den jetzt schon kaum stemmbaren Selbstaufwand eklatant erhöhen.

„Steigende Kosten entsprechen einem steigenden Eigenanteil“, mahnt Platsch. Eine Möglichkeit, Kosten zu minimieren, wäre, den Eigenanteil der Träger zu senken. Die Vorständin Bettina Lesch- Lasaridis fordert, „den Schutz von Opfern häuslicher Gewalt und die Einrichtung von Beratungsstellen und Frauenhäusern“ im Gesetz zu verankern. „Das ist Aufgabe der öffentlichen Hand.“

Für die Landtagsabgeordnete Sabine Gross (SPD), selbst Mitglied im Verein „Keine Gewalt gegen Frauen“, ist die finanzielle Lage des Frauenhauses ein Unding. Gemeinsam mit dem Bundestagsabgeordneten Jonas Geissler (CSU) reagierte sie auf den Notruf und eruierte mit den Verantwortlichen des Coburger Frauenhilfssystems Wege der Finanzierung.

Bild, v.l.n.r.: Der Bundestagsabgeordnete Dr. Jonas Geissler (CSU, Zweiter von links) und die Landtagsabgeordnete Sabine Gross (SPD, Vierte von Links) reagierten jüngst auf einen Hilferuf aus Coburg. Die Vorständin des Vereins „Keine Gewalt gegen Frauen“, Angela Platsch, hatte zu einem Gespräch eingeladen, bei dem sie die missliche finanzielle Lage des Frauenhauses darstellte. Foto: SPD Kronach