Vom Frauenhaus in die eigene Wohnung

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Neue Presse – 13.06.2024 – 10:00 Uhr

KRONACH.Opfer häuslicher Gewalt finden nach ihrer Flucht oft nur sehr schwer ein neues Zuhause. Mit dem Second-Stage-Projekt hilft man ihnen. Nun ist auch das LCC-Kommunalunternehmen mit an Bord.

Kürzlich fand in den Räumen des Lucas-Cranach-Campus (LCC) in Kronach ein Treffen zwischen der stellvertretenden Geschäftsführerin des Frauenhauses Coburg, den beiden Übergangsmanagerinnen und der geschäftsführenden Vorständin des LCC-Kommunalunternehmens, Gabriele Riedel, und den Verwaltungsrätinnen, SPD-Landtagsabgeordnete Sabine Gross, Susanne Heinlein und Petra Zenkel-Schirmer statt. Ziel war es, eine Kooperation für das neue Second-Stage-Projekt zu vereinbaren.

Das Frauenhaus Coburg bietet laut Sabine Gross seit Januar 2024 ein vom Freistaat Bayern gefördertes Second-Stage-Projekt für von häuslicher oder sexualisierter Gewalt im sozialen Raum betroffener Frauen und deren Kindern aus den Landkreisen Coburg, Kronach und Lichtenfels an. Die Second-Stage-Projekte sollen durch ein differenziertes Hilfeangebot betroffene Frauen im Anschluss an den Frauenhaus-Aufenthalt bei der Stabilisierung und selbstbestimmten Lebensführung unterstützen.

Selbstbestimmte Lebensführung

„Betroffene Frauen werden bei und nach ihrem Auszug aus dem Frauenhaus über das Übergangsmanagements im Rahmen einer gezielten Nachsorge und Betreuung intensiv begleitet. Die selbstständige und selbstbestimmte Lebensführung der Frauen soll gefördert und ihrem individuellen Hilfebedarf Problemlagen der Frauen wird dabei Rechnung getragen werden. Das Second-Stage-Projekt dient auch dazu, den Aufenthalt im Frauenhaus zu verkürzen.“

Die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses informierten die Verwaltungsrätinnen und die geschäftsführende Vorständin darüber, dass der Aufenthalt im Frauenhaus Coburg im Schnitt sechs bis neun Monate betrage. Ein Grund dafür sei insbesondere die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt in den drei Landkreisen, insbesondere die Schwierigkeit, bezahlbare Zwei- bis Drei- Zimmer-Wohnungen zu finden. Seit 1. Januar 2024 würden daher 49,25 Stunden pro Monat für Nachbetreuung und Umzugsorganisation für das Übergangsmanagement des Frauenhauses gefördert. Es sei schon gelungen, drei Frauen in eigene Wohnungen zu vermitteln.

Bezahlbare Wohnungen

Genau hier kommt auch das Kommunalunternehmen ins Spiel, teilt Sabine Gross mit. Mit seinen rund 600 Wohnungen in der Stadt Kronach sei es Kommunalunternehmen in der Lage, bezahlbare Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen zwar nicht ad hoc, aber doch in einem überschaubaren Zeitraum für betroffene Frauen zur Verfügung zu stellen, wenn sie sich in der Stadt Kronach niederlassen wollen. Das LCC-Kommunalunternehmen beabsichtigt, Teil des Wohnungsgebernetzwerkes werden, das das Frauenhaus Coburg aufbauen möchte. Dem Vorstand und dem Verwaltungsrat des LCC-Kommunalunternehmens sei es wichtig, nicht nur bezahlbare Wohnungen für Kronacher zur Verfügung zu stellen, sondern auch soziale Projekte, wie das bereits erfolgreich laufende Housing- First-Projekt, umzusetzen. Hinzu komme jetzt neu die Unterstützung des Frauenhauses Coburg als Wohnungsgeber im Rahmen seines Second-Stage-Projektes.

Kooperation vereinbart

Kürzlich wurde nun als erster Schritt der Abschluss eines Kooperationsvertrags zwischen dem Frauenhaus Coburg und dem LCC-Kommunalunternehmen vereinbart. Häusliche Gewalt sei keine Privatsache, so Sabine Gross. Fast alle zwei Minuten werde in Deutschland ein Mensch Opfer von häuslicher Gewalt. Jede Stunde würden mehr als 14 Frauen Opfer von Partnerschaftsgewalt. Beinahe jeden Tag versuche, ein Partner oder Ex-Partner eine Frau zu töten. Im häuslichen Kontext seien überwiegend Frauen von Gewalt betroffen. 70,1 Prozent der Opfer seien weiblich, während die Täter meist Männer seien. Betroffen seien Frauen aus allen gesellschaftlichen Gruppen, wurde betont.

Beratungstermine

In der Außenstelle der Fachberatungsstelle Frauennotruf in Steinbach am Wald, Rennsteigstraße 19, können betroffene Frauen unter der Telefonnummer 09561/90155 jeden ersten Montag im Monat von 14 bis 19 Uhr und jeden dritten Montag im Monat von 9 bis 13 Uhr Termine vereinbaren. Zusätzlich sind vor Ort in der Beratungsstelle in Coburg jederzeit Beratungen nach Terminvereinbarung sowie telefonische oder Online-Beratung möglich. Das Angebot der Fachberatungsstelle Frauennotruf ist anonym, vertraulich und kostenfrei. Darüber hinaus steht als niedrigschwelliges Angebot immer das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ unter der Telefonnummer 116 016 zur Verfügung. Wenn sich private Vermieter dafür interessieren, Teil des Wohnungsgebernetzwerkes des Frauenhauses Coburg zu werden, können sie sich unter ugm@frauenhaus-coburg.de oder 09561/861796 an das Frauenhaus Coburg wenden.

Bild, v.l.n.r.: Die Vorständin des LCC-Kommunalunternehmens, Gabriele Riedel, und die Verwaltungsrätinnen Susanne Heinlein, Sabine Gross und Petra Zenkel-Schirmer (von links) trafen sich kürzlich mit Mitarbeiterinnen des Coburger Frauenhauses, um eine Kooperation für das neue Second-Stage-Projekt zu vereinbaren. Foto: privat